Einer unserer eigenen Alumni kommt zurück zu seiner Ausbildungsstätte als Personality in Residence. Die Universität St. Gallen und das SQUARE sind geehrt einen Gast wie Andri Hinnen bei uns als Personality in Residence begrüssen zu dürfen. Seine Residenz bei uns im SQUARE umfasst Kursbesuche, grosse und intime öffentliche Veranstaltungen und natürlich Gastvorträge in einigen unserer Kurse. Dabei legt er einen Fokus auf Unternehmertum, Kreativität und Kommunikation. Nutzt diesen Besuch dieser inspirierender Persönlichkeit, um seine Visionen kennenzulernen und Einblicke in das transformative Potenzial von Geschichten und Storytelling mal völlig neu zu erleben.
Nach seinem HSG-Abschluss in Strategie und Internationalem Management (SIM) gründete Andri Hinnen die Beratungsfirma und Design-Agentur „Zense – Reframing Complexity“. Unter anderem begleitet er mit dieser Organisationen bei der visuellen und narrativen Begleitung von Transformationsprozessen. Zudem ist Andri Hinnen Filmemacher und Autor. Mit seinem Dokumentarfilm Unter Wasser Atmen gewann er den Publikumspreis des Zürich Film Festival und war für den Prix de Soleure nominiert. Zusammen mit seinem Bruder hat er die Sachbuchbestseller „Reframe it“ und „Change it“ verfasst und zuletzt erschien bei Elster Salis sein Roman „Rolf“.
Seine dreitägige Residency bei uns lassen wir in Form eines Interviews, das wir zum Abschluss geführt haben, Revue passieren (Fragen von Quirine Cobben).
Q: Wie würden Sie sich in Ihren eigenen Worten vorstellen?
A: Ich bin Andri und habe hier zuerst internationale Angelegenheiten und dann Strategie und internationales Management studiert. Danach gründete ich eine Agentur und Beratungsfirma namens ZENSE - Reframing Complexity. Wir haben uns darauf spezialisiert, komplexe Materialien in etwas zu übersetzen, das für verschiedene Zielgruppen zwar attraktiver und leichter verdaulich ist, aber der Komplexität auch wertschätzend begegnet, das heisst diese wo nötig aufrecht erhält. Wir berufen uns hier immer gerne auf ein altes Prinzip der Systemtheorie: Du brauchst Komplexität um Komplexität zu begegnen. Das gilt für Strategien, die den Mitarbeitern oder Investoren vermittelt werden müssen, aber auch für wissenschaftliche Materialien, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Meine grösste Leidenschaft ist es, die Komplexität des Lebens in Geschichten zu verwandeln, egal ob fiktional, faktional, oder irgendwo dazsichen
Q: Was waren Ihre Erwartungen an die Residency am SQUARE?
A: Ich habe mich sehr gefreut, an meine Alma Mater zurückzukehren, alte Freunde und Bekannte zu treffen und eingeladen worden zu sein, um mich mit all diesen klugen und akademisch vielseitigen Mensche auszutauschen. Meine Haupterwartung war es, zuzuhören, zu lernen, neue Anregungen zu erhalten, neue Verbindungen herzustellen und vielleicht einen kleine Beitrag zur Vielseitigkeit und zum kreativen Denken an der Uni zu leisten. Es war eine sehr coole Erfahrung.
Q: Gibt es Dinge aus Ihrer Kindheit, die Sie heute noch prägen?
A: Wenn ich diese Frage mit einem Wort beantworten müsste, dann wären es Geschichten. Meine Grossmutter war eine grosse Geschichtenerzählerin, die sich sehr für Märchen interessierte. Mein Vater, ein Psychologe, hat uns immer Geschichten erzählt, hat uns auch ermutigt, eigene Geschichten zu spinnen. Und meine Mutter ist immer mit uns ins Kino oder in die Videothek gegangen hat uns vorgelesen und uns in unserer kreativen Spinnigkeit ermuntert. Das hat mir die Kraft von Geschichten vermittelt, die uns helfen, dem Leben einen Sinn zu geben und es zu meistern.
Q: Wie konnten Sie das Geschichtenerzählen nutzen, um sich an der Universität zurechtzufinden, als Sie studierten?
A: Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Theorie und Praxis zu verbinden. Wann immer ich etwas lerne, muss ich eine Geschichte oder Anekdote hören, um mich daran zu erinnern und es zu verstehen. Gleichzeitig habe ich hier gelernt, auch alles was ich aufnehme, bewusst in ein übergreifendes Gesamtnarrativ einzubetten und dieses auch immer zu hinterfragen und in all seinen Widersprüchlichkeiten zu akzeptieren.
Q: Was war dann der Wendepunkt, an dem Sie sagten, wir sollten dieses Unternehmen gründen?
A: Das war ganz organisch. Wir hatten nach der Uni das Glück viel ausprobieren zu dürfen. Als Freelancer haben wir viele kleinere Aufträge an der Schnittstelle von Medienproduktion und Management-Beratung gemacht, zum Beispiel eine Art filmischen Kommentar einer Unternehmensstrategie, der ziemlich irr war. Als Prof. Martin Eppler den sah, war er es, der mich damals ermutigt hat, eine eigene Agentur zu gründen. Es war eine Mischung aus dem Erkennen unserer Fähigkeiten und dem Ergreifen von Chancen, die sich uns boten.
F: Welchen Teil von sich selbst bringen Sie heutzutage unbedingt mit zur Arbeit, wenn Sie bei ZENSE arbeiten? Und welchen Teil von sich selbst lassen Sie zu Hause
A: Ich glaube ich bringe vor allem drei Dinge mit: Strukturiertes, analytisches Denken, ein grosse Lust am Fabulieren und kreativen Ausbrechen, und – mal mehr mal weniger – Energie. Zudem bin ich schon auch ein Verfechter des „Lean in“-Prinzips, also von der Idee, die ganze Persönlichkeit, inklusive ihrer Schwächen, Verletzlichkeit und Widersprüchlichkeit, mit ins Office zu bringen.
Q: Was war der Auslöser dafür, dass Sie zusammen mit Martin Eppler das Buch "Monsters at work" geschrieben haben?
A: Es begann beim einem Bier haha. Martin und ich hatten schon länger Lust, mal zusammen was zu machen und haben uns dann einfach mal getroffen und Ideen ausgetauscht. Ich hatte einen Roman über einen Mann geschrieben, der von seinem eigenen Dämon heimgesucht wird, und Martin kam dann darauf, dass man ja auch Organisationsphänomene in Monster übersetzen könnte. Als Pearson Interesse zeigte, kam alles zusammen. Mein erstes englisches Buch!
Q: Was war eines Ihrer Lieblingsprojekte, an dem Sie bei ZENSE arbeiten konnten?
A: Einer der coolsten Kunden ist SWISS. Wir halfen bei der Strukturierung, Kommunikation und Visualisierung ihrer neuen Strategie. Dabei arbeiteten wir eng mit den Strategen und dem Kommunikationsteam von SWISS zusammen, um die Strategie auf eine anregende Weise zu präsentieren. Das ist ein typisches ZENSE-Projekt, das glaube ich allen Beteiligten viel Spass macht.
Q: Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die potenzielle Mitarbeitende von ZENSE mitbringen sollten?
A: Menschen, die analytisches Denken mit einem kreativen Funken verbinden und die Fähigkeit haben, zu visualisieren und sehr gut zu schreiben. Gut schreiben ist eine Schlüsselfähigkeit, ich glaube das gilt für so viele Berufe.
Q: Zum Abschluss: wohin wollen Sie sich mit Ihrem Unternehmen weiterentwickeln?
A: Wir würden uns gerne noch mehr auf internationale Projekte und interkulturelle Kommunikation konzentrieren, weil wir glauben, dass Visualisierung, Geschichten und Metaphern mächtige Werkzeuge sind, um Brücken zwischen verschiedenen Kulturen zu schlagen. Wir haben einige Projekte in Asien und ein Büro in Deutschland, welches kulturell ja überraschend anders ist als die Schweiz. Alles etwas ernster und hierarchischer, wir sind gespannt wie Visualisierung und auch die Lust am Fabulieren da hineinspielt. Neben dem Reframing von Komplexität wollen wir auch mehr in das Geschichtenerzählen als Kunstform investieren. Wir entwickeln derzeit einen Film und arbeiten an Büchern. Und natürlich wollen wir auch einfach den wilden Ritt geniessen und zusamem mit unseren Kundinnen und Kunden, Partnerinnen und Partnern dazu lernen, und gemeinsam die Kunst des Reframings – Storytelling, metaphorisches Denken, Visualisierung etc.. – weiter erforschen.