Spukgestalten, Schreckgespenster, Finsterlinge – über das Unheimliche

Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, 19.2., 26.2., 5.3. und 12.3.2025


Sprachen, Kultur und Literatur

Sprachen, Kultur und Literatur

Jede Epoche hat ihre Schreckgespenster. Was sich nicht in geltende Erklärungsmuster einordnen lässt, erscheint als nicht geheuer, unheimlich, bedrohlich. Zugleich gehört das Unheimliche zu den faszinierendsten kulturellen Erscheinungen. Zu allen Zeiten haben die Literatur und andere Künste das Unheimliche in Szene gesetzt, das Grauen kultiviert und dem Unbegreiflichen Gestalt gegeben. Teufel und Dämon, Hexe und Zauberer, Doppel- und Wiedergänger, Vampir, Femme fatale, Automatenmensch, Cyborg, KI – sie alle sind Figuren des Unheimlichen; sie erzeugen Faszination, Beklemmung, Horror.

Einigen dieser Figuren des Unheimlichen widmet sich die Vorlesung. Ihr Anliegen ist es, der kulturgeschichtlichen Bedeutung des Unheimlichen, das unsere Weltdeutungs- und Handlungsnormen wie ein Schatten begleitet, nachzuspüren. Die Vorlesung konzentriert sich in ihrer Textauswahl auf die hohe Zeit der künstlerischen Gestaltung des Unheimlichen: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommen dunkle Seiten der Moderne zur Gestaltung, die uns bis heute verfolgen.

 

Im Zentrum jeder Vorlesung steht eine Erzählung, deren konkret Unheimliches uns auch heute angeht:

19. Februar 2025
18.15 bis 19.45 Uhr
SQUARE, Raum A 11-0111

Ein altes Schloss in der Nähe von Locarno war Schauplatz eines mysteriösen Ereignisses, bei dem eine arme Frau einst Zuflucht suchte. Jahre später tauchten Berichte über seltsame Geräusche und geisterhafte Phänomene im Schloss auf, die Bewohner und Besucher beunruhigten. Versuche, die Quelle der Störungen zu untersuchen, brachten unheimliche und unerklärliche Vorkommnisse ans Licht, die mit der Vergangenheit des Schlosses verbunden zu sein scheinen.

26. Februar 2025
18.15 bis 19.45 Uhr
SQUARE, Raum A 11-0111

Der schottische Fischer Wilm Falk wird von seinem Streben nach Reichtum und Glücksversprechen verzehrt. Besessen von der Idee, einen versunkenen Schatz ohne Arbeit zu finden, schliesst er einen gefährlichen Pakt mit dem Meer. Sein Freund Caspar kann ihn nicht zurückhalten und verliert darüber den Verstand, als Wilm den Preis für seinen Wahn zahlen muss.

5. März 2025
18.15 bis 19.45 Uhr
SQUARE, Raum A 11-0111


Die Geschichte handelt von Nathanael, dessen Kindheitstrauma ihn in den Wahnsinn treibt, während er versucht, Realität und Fantasie voneinander zu trennen. Er entwickelt eine Obsession für dunkle Gestalten aus seiner Vergangenheit und eine illusorische Bindung zu Olimpia, einer mechanischen Puppe, die er für eine echte Frau hält. Trotz scheinbarer Phasen der Genesung wird er schliesslich von seinem inneren Konflikt überwältigt, was zentrale Themen wie psychologische Konflikte und die Verschmelzung von Vorstellungskraft und Realität in der romantischen Literatur aufzeigt.

12. März 2025
18.15 bis 19.45 Uhr
SQUARE, Raum A 11-0111

Die Novelle handelt von Congo Hoango, einem ehemaligen Sklaven, der mit einer Bande von Plünderern in Haiti umherzieht und seine Gefährtin Babekan sowie deren Tochter Toni benutzt, um ahnungslose Reisende in eine tödliche Falle zu locken. Als der Schweizer Gustav von Ried und seine Familie in diese Falle geraten, verlieben sich Gustav und Toni ineinander und planen ihre Flucht. Doch ein tragisches Missverständnis führt dazu, dass Gustav Toni irrtümlich tötet und später aus Verzweiflung Selbstmord begeht. Die 1811 veröffentlichte Erzählung thematisiert Sklaverei, Menschenrechte, Misstrauen und Missverständnisse vor dem Hintergrund des Sklavenaufstands in Haiti.

 

Semesterpass für die Öffentlichen Vorlesungen

Um an der Reihe der Öffentlichen Vorlesungen teilzunehmen, kannst du einen Semesterpass erwerben. Detaillierte Informationen zu Preisen, Gültigkeit und wie du den Pass bekommst, findest du auf der offiziellen Seite zu den Öffentlichen Vorlesungen der Universität St. Gallen.

Prof. em. Dr. Andreas Härter

Prof. em. Dr. Andreas Härter

Titularprofessor für Deutsche Sprache und Literatur, Universität St.Gallen

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